Die Anfänge
Die Geschichte des Flugsportes in Bad Neustadt beginnt nicht erst mit der Gründung des AERO-Clubs nach dem 2. Weltkrieg im Jahre 1950. Die ersten Flugversuche wurden schon viel früher unternommen. So stammen die ersten Berichte über den Beginn der Fliegerei aus dem Jahre 1932. Die Flugpioniere, die sich damals mit Begeisterung und Mut dem neuen Hobby widmeten, kamen überwiegend aus Bad Neustadt und aus der näheren Umgebung, wie z.B. Brendlorenzen, Salz, Wollbach, Rödelmaier usw. Die hier wiedergegebenen Erinnerungen stammen von Erhard Schirber, der in Brendlorenzen wohnt.
Ein geeignetes Fluggerät konnte in der damaligen Zeit nicht einfach gekauft werden, sondern es musste in vielen Stunden nach einem Plan selbst gebaut werden. Die ersten Baustunden fanden in einem Nebengebäude der Preh-Werke statt, in der Nähe des Bauernhofs Griebel. Ab dem Jahr 1934/35 hatten die Neustädter Flieger ihre Werkstatt in einer Baracke in der Brendanlage, ungefähr dort, wo sich heute der Sportplatz des Rhön-Gymnasiums und die Gaststätte "Janos" befindet. Die Baustunden, so erinnert sich Erhard Schirber, waren sehr wichtig. So wurden dabei viele technische Grundfertigkeiten erworben. Plangenauigkeit, Sorgfalt, Vertrautheit mit dem Material und den technischen Geräten wurden den meist jugendlichen Teilnehmern in den Baustunden vermittelt. Eine grosse Bedeutung lag auch in der sinnvollen Freizeitbeschäftigung. Und wenn nach langer Zeit und vielen Schwierigkeiten das Fluggerät fertiggestellt war, konnte jeder Teilnehmer mit Recht stolz und selbstbewusst auf das gelungene Werk sein. Bau einer Tragfläche (1932)
Die erste Baugruppe, hier beim Bau einer Tragfläche.
Einweisung in den Bauplan
Einweisung der Jugendlichen in den Bauplan. Die Firma Preh stellte einen Werkraum zur Verfügung.
Die Firma Preh hatte zu Beginn des Flugsports in Bad Neustadt eigentlich die entscheidende "Geburtshilfe" geleistet. Dies kam daher, dass viele der damaligen Flugpioniere auch bei Preh beschäftigt waren. So war der erste Fluglehrer, Werner Höfer aus Ostheim, Werksangehöriger bei Preh. Er hat viele der damaligen Lehrlinge mit seiner Begeisterung angesteckt. So waren z.B. neben Erhard Schirber aus Brend auch Ernst Mahlmeister und Ludwig Elsbett aus Salz in der Lehrwerkstatt bei Preh und nahmen an der Baugruppe teil. Ludwig Elsbett blieb in seinem weiteren Lebensweg der Fliegerei insofern verbunden, weil er bei den Junkers-Flugwerken entscheidend an der Entwicklung der Flugmotoren beteiligt war. Heute ist Elsbett bekannt durch seinen weltweit konkurrenzlosen Rapsölmotor und beeinflusst damit wahrscheinlich die zukünftige Entwicklung.
Die Preh-Werke haben die Fluggruppe damals sicher auch deswegen gerne unterstützt, weil man überzeugt war, dass Lehrlinge, die sich auch in ihrer Freizeit mit einem technischen Hobby beschäftigen, für die Firma später besonders wertvoll sein können.
 
Auch die Beschaffung der Materialien gestaltete sich sehr schwierig. So wurden besondere Hölzer mit bestimmten Eigenschaften für den Flugzeugbau benötigt. Hier war die Möbelwerkstatt Pfeuffer in Brend mit ihren Kenntnissen und Lieferbeziehungen ein wichtiger Ansprechpartner und Sponsor. Das Material für die ersten Schulgleiter in Bad Neustadt stammte fast ausnahmslos aus dem Lager der Möbelfirma Pfeuffer.
Rohbau 1933
Bei dem obigen Foto aus dem Jahre 1933 ist das Ergebnis der Winterarbeit zu sehen. Es zeigt den Rohbau eines Schulgleiters. Das Bild ist entstanden vor den Betriebsgebäuden der Firma Preh. Es zeigt von links Hubert Werner aus Wollbach, Herrn Hornung aus Rödelmeier, im weißen Mantel Alfred Knott, "auf dem Bock"(heute: im Cockpit!) Fluglehrer Werner Höfer aus Ostheim. Ganz rechts im Mantel ist Erhard Schirber zu sehen. Die übrigen Personen sind unbekannt.
Auf dem Bild rechts ist die bespannte und flugfertige Maschine zu sehen. Es ist das erste Flugzeug, das in Bad Neustadt gebaut wurde. Die Mannschaft ist stolz auf das gelungene Werk. Zum ersten Mal konnte man sich damit der Öffentlichkeit präsentieren. Damals wurden die "Flieger" als tollkühne Burschen bewundert. Diese Beachtung in der Bevölkerung war vielleicht für manchen Jugendlichen auch ein Grund, dem Deutschen Luftsport-Verband beizutreten. flugfähiges Flugzeug 1933
erster Flugzeughangar in Bad Neustadt zusammenstecken des Rohbaus 1935
Die beiden seltenen Fotografien sind in der Brendanlage entstanden. Heute befinden sich dort die Sportanlagen des Rhön-Gymnasiums und das Restaurant Janos. Die Bilder stammen wahrscheinlich aus dem Jahr 1935. Links ist die erste eigene Fliegerhalle und Werkstatt der Bad Neustädter Fliegergruppe zu sehen. Rechts ist die Mannschaft gerade dabei, den Rohbau zusammenzustecken. Da Rumpf, Tragflächen und Leitwerk einzeln gefertigt wurden, war der Zusammenbau deshalb immer ein spannender Moment, weil sich nun herausstellte, ob alle Einzelteile genau zusammenpassen.
Im Hintergrund des rechten Fotos müsste das damals neu erbaute Finanzamt zu erkennen sein. Die Bebauung der Außenbezirke von Bad Neustadt war noch recht lückenhaft.
http://geschichte.aeroclub-bad-neustadt.de/gesch_anfang.html © R. Bieber, M. Zacher 2003