Ein Traum wird war
Der grosse Traum, nicht nur der Bad Neustädter, sondern aller Flugschüler, war damals mindestens 30 Sekunden in der Luft zu bleiben. Besser war noch eine Flugzeit von einer Minute. Wer mehr als 30 Sekunden Flugzeit schaffte, der hatte die A-Prüfung bestanden. Dann war man endlich ein richtiger Pilot. Diesen Traum konnte von den Neustädtern Flugpionieren zuerst Erhard Schirber für sich verwirklichen. Er ist der erste Neustädter Bürger, dem damals als Flugpionier vom Rederkreuzhang aus ein Flug gelang, der länger als eine Minute dauerte. Herr Schirber aus Brendlorenzen hatte damit die "A-Prüfung" geschafft. Heute (im Jahr 2000) ist Herr Schirber 85 Jahre alt, er ist dem Flugsport treu geblieben und ist Mitglied beim AERO-Club Bad Neustadt. An der Entwicklung des Vereins und des Flugsportes nimmt er regen Anteil.
 
Wenn ein solcher Flug gelang, war die Freude über diesen Erfolg bei allen natürlich sehr gross. Denn es war immer eine Gemeinschaftsleistung. Der Fluglehrer musste Vertrauen in die Leistung des Flugschülers haben, die Seilmannschaft musste nach Kräften ziehen, um einen "langen" Flug zu ermöglichen, und an der Haltemannschaft lag es, die optimale Seilspannung herzustellen.
Nur wenn "Alle" gut zusammenwirkten, konnte ein solcher A-Flug zustande kommen. Deshalb war nicht nur beim Piloten, sondern beim gesamten Team die Freude über eine solche Leistung enorm. Es wurde gratuliert, gefeiert und der Pilot musste in der Runde oft erzählen, wie er sich bei diesem "langen Flug" und so "hoch in der Luft"gefühlt hat neustädter Segelflieger auf dem Grasberg 30iger Jahre
Gruppenbild der Neustädter Segelflugmannschaft vor dem Start.
Flugzeug noch am Gummiseil in der Luft Es gibt nur wenig Bilder vom Beginn des Flugsports in Bad Neustadt, die Flugzeuge während des Fluges zeigen. Links eine Aufnahme, die kurz nach dem Start gemacht wurde. Das V-förmige Doppelseil ist noch eingeklinkt. Die rechte Aufnahme ist ein seltenes Fotodokument. Sie zeigt den A-Flug von Erhard Schirber im Sommer 1934. Die Aufnahmen wurden vom Inhaber des Geschäfts "Photo-Sturm" angefertigt. A-Flug von Herrn Schirber
Herrn Schirber wird zum A-Flug gratuliert Links: Erhard Schirber, der erste Neustädter, der über eine Minute in der Luft war, nach der glücklichen Landung in einem Feld unterhalb vom Rederkreuz.
 
Rechts: Albert Werner aus Wollbach (mit dem Schutzhelm im Arm) war der zweite Flugpionier, dem der "A-Schein" gelang. Zur Gratulation wird ihm ein Feldblumenstrauss überreicht. So ist es auch heute noch beim AERO-Club Bad Neustadt nach einem Alleinflug üblich. Es wird auch erzählt, dass Albert Werner oft für die Brotzeit gesorgt hat. Er brachte aus Wollbach immer ausgezeichnete Wurstwaren für die gesamte Mannschaft mit. Das ist bis heute in guter Erinnerung geblieben.
Herrn Werner wird zum A-Flug gratuliert
Nachdem nach einigen Jahren schon mehrere Piloten mit A-Schein in der Fliegergruppe waren und mit der Zeit auch die Erfahrung mit dem Fluggerät zunahm, waren an einem Wochenende viel mehr Starts möglich als zu Beginn der Neustädter Fliegerei. Ein Hindernis war jedoch der zeit- und kräfteraubende Transport des Flugzeugs, das immer wieder den Hang hinaufgeschleppt werden musste. Schliesslich gelang es von einem Landwirt über das Wochenende ein Pferd auszuleihen. Allein diese Massnahme konnte die Anzahl der Starts an einem Tag vervielfachen.
Pferd als Flugzeugschlepper
Mit einem PS ging der mühsame Transport des Flugzeugs viel leichter. Im Hintergrund Bad Neustadt. Ausser dem BayWa-Gebäude gab es bis zum Rederkreuz keine weitere Bebauung.
Pferd als Flugzeugschlepper
In der Mitte, mit den Stiefeln ist der Leiter der Neustädter Fluggruppe zu sehen. Es ist der damalige Kreisbaumeister Heuring.
http://geschichte.aeroclub-bad-neustadt.de/gesch_ein_traum.html © R. Bieber, M. Zacher 2003